Bernd Huesch über Work Life Balance: "Work Life Balance" verstehe ich nicht!
„Bernd, wie alt bist Du eigentlich und wie lange willst Du das noch machen?“ wurde ich während unseres Symposiums am 12.03.2024 von mehreren Teilnehmern gefragt verbunden mit dem Unterton in der Frage „Hast Du das noch nötig?“.
Das gibt einem natürlich zu denken.
Also, ich bin 71 Jahre alt und verfüge schon lange über eine abgeschlossene Altersvorsorge. Geld ist also nicht der Antrieb. Was ist es dann?
Ein Symposium oder eine Beratungsleistung zu kreieren, ist vermutlich wie einen Film zu drehen, ein Bild zu malen oder eine Statue zu gestalten. Man konzipiert, ändert und entwickelt, bis man zufrieden ist. Eine kreative und erfüllende Poesie!
Mein Großvater war Schuhmachermeister und hat Reitstiefel gefertigt, ich saß oft neben ihm und erinnere mich genau, wie er sich freute, wenn wieder ein Paar Stiefel fertig waren. Er polierte sie dann stundenlang mit Spucke – übrigens eine Superpolitur für Schuhe – und zerknülltem Zeitungspapier, damals gab es eben nichts anderes. Er bewunderte sein Werk und war stolz darauf, egal ob die Leute zahlten oder nicht. Ich glaube er hätte schöne Stiefel auch ohne Zahlungen gefertigt.
Es macht mir Spaß, mit meinem Sohn und den jungen Beratern im gleichen geistigen Handwerk zusammenzuarbeiten. Sie stehen vor einem Technologie-Superzyklus – Cloud Computing, KI, Realtime Workflow -, worauf ich ein Leben lang gewartet habe. Sie sind die Transformationsgeneration und ich genieße es noch dabei zu sein
Work-Life-Balance zu verstehen fällt mir schwer. „Work“ hat dabei immer so den Anschein einer lästigen Tätigkeit neben dem Leben. Klar muss man sich bei Beidem anstrengen.
„No pain, no gain“ sagte unser Boxtrainer immer in meinen Jugendjahren.
Das stimmt, aber nicht immer. Einen wichtigen Kampf gegen einen kleineren Gegner mit kürzerer Reichweite habe ich verloren, weil ich am Vortag viel zu viel trainiert habe.
Lerneffekt: Der Rhythmus zwischen Anstrengung und Ruhe ist entscheidend. Wohl auch zwischen Work und Life.
Mir ist auch sonnenklar, dass diese „Weisheiten“ nicht auf Jeden und jede Arbeit zutreffen.
Aber Zufriedenheit mit dem einen muss nicht gleich Unzufriedenheit mit dem anderen bedeuten.
In diesem Sinne wünsche ich einen schönen erfüllten Tag in bester Balance!